Die seit 1994 an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin bestehende Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Hilfe elektrophysiologischer Methoden mit den Mechanismen von Anästhetika und anderen zentral wirksamen Substanzen auf zellulärer und molekularer Ebene.

English Version

Das ursprünglich rein elektrophysiologische Methodenspektrum wurde dann um bildgebende Verfahren weiter ergänzt und modernisiert. Dazu zählen Ca2+-Imaging und Voltage-sensitive Dye Imaging (VSDI).

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:

Prof. Dr. Gerhard Rammes (Arbeitsgruppenleiter)
Dr. Martina Bürge
Carolin Knoll
Shi Dai
Xing Xing Wang
Nina Bayer
Xenia Puig
Nour Kassab El Dine
Arpit Pradhan Kumar
Andreas Blaschke

Kontakt:

Prof. PhD Dr. Gerhard Rammes

Prof. PhD Dr. Gerhard Rammes
  g.rammes@tum.de(link sends e-mail)
Telefonnummer 089 4140-9839

Förderung:

Neben institutseigenen Mitteln stehen Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft(link is external), der fakultätsinternen Kommission klinische Forschung (KKF) und Industriegelder zur Verfügung.

Räumliche und apparative Ausstattung:

Infrarot-gestützter Patch-Clamp-MessplatzDie Laborräumlichkeiten befinden sich auf dem Gelände des Klinikums rechts der Isar. Es stehen verschiedene intra- und extrazelluläre Ableitungstechniken sowie bildgebende Systeme zur Verfügung. Zur Ableitung einzelner Neuronen wird ein infrarot-gestützter Pach-Clamp Messplatz verwendet.

Dieser Messplatz wurde zusätzlich durch einen UV-Laser ergänzt. Dadurch besteht nun die Möglichkeit, an visualisierten Neuronen laserinduziert Neurotransmitter freizusetzen und so im Hirnschnittpräparat die Aktivität postsynaptischer Rezeptoren zu messen.VSDi-Messplatz
Zusätzlich ist der Messplatz mit einem Calcium Imaging System ausgestattet. Insbesondere der Messplatz zur bildgebenden Darstellung der neuronalen Aktivität (VSDI) stellt den neuesten Stand dieser Art von Messtechnik dar. Hiermit lassen sich mit Hilfe von spannungssensitiven Farbstoffen, die sich in die Zellmembran einlagern, Erregungsausbreitungen über ein großflächiges Hirnschnittareal beobachten. Diese Aufnahmetechnik dient vor allem dazu, die für die Anästhesie relevante thalamokortikale Aktivität unter Einfluss verschiedener Anästhetika zu untersuchen.

Desweiteren kann die Ausbreitung der neuronalen Aktivität im tri-synaptischen Schaltkreis des Hippocampus verfolgt werden und somit die Wirkung verschiedener Pharmaka auf Netzwerkebene erforscht werden. Darüber hinaus können, ausgelöst durch afferente Stimulation, an einem Messplatz für extrazelluläre Messtechniken die synaptische Summenaktivität von Neuronen im Hirnschnittpräparat untersucht werden.

Arbeitsschwerpunkte:

Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich vorrangig mit der Wirkung von zentral wirksamen Pharmaka auf neurophysiologische und neurodegenerative Mechanismen. Der Schwerpunkt unserer Untersuchungen liegt hierbei auf Prozesse relevant für Lernen und Gedächtnis, sowie der ß-Amyloid induzierten Neurotoxizität bei der Alzheimer Erkrankung. Bei der Alzheimer Erkrankung gilt die synaptische Schädigung durch ß-Amyloid als eine wesentliche Ursache des irreversiblen Untergangs von Neuronen und als zentrales pathophysiologisches Korrelat der für diese Erkrankung charakteristischen fortschreitenden Demenz.

Im Speziellen werden intravenöse, gasförmige und volatile Anästhetika auf die Funktion von spannungsabhängigen Ionenkanälen sowie auf die synaptische Transmission und synaptische Plastizität im Hippocampus, Neocortex und in der Amygdala der Maus untersucht.

Unter dem Aspekt dementer Erkrankungen (Fokus Alzheimer Erkrankung) wird die physiologische Wirkung von Anästhetika, Benzodiazepinen und zentral wirksamen Neurosteroiden auf die toxische Wirkung des ß-Amyloid Proteins (Aß) charakterisiert. Ebenso untersuchen wir die Auswirkung einer Anästhesie auf die kognitive Leistung in vivo im Allgemeinen und unter dementen Bedingungen (Alzheimer Erkrankung).

Mittels histologischer, molekularbiologischer, biochemischer, bildgebender und elektrophysiologischer Techniken soll geklärt werden, inwiefern Anästhetika, Benzodiazepine und Neurosteroide die synaptotoxische Wirkung von ß-Amyloid beeinflussen.

Ebenso interessieren wir uns für die von Astrozyten und Mikroglia kontrollierte Phagozytose von dendritischen Dornfortsätzen. Diese Prozesse dienen der Synapsen-Bildung sowie -Eliminierung und spielen damit eine wichtige Rolle bei der Regulation der Synapsenaktivität. Eine wichtige physiologische Bedeutung haben hier die Proteine C1q, C3, Nectin, Megf10 und MERKT. Da die kognitive Leistung eng mit der Anzahl und Funktionstüchtigkeit von dendritischen Dornfortsätzen zusammenhängt, untersuchen wir den Einfluss von verschiedenen Anästhetika und ß-Amyloid auf diese Mechanismen.

Anästhetika:

  • Volatile Anästhetika:
    • Wechselwirkung von Isofluran und Sevofluran mit der synaptischen Transmission und synaptischer Plastizität in unterschiedlichen Hirnregionen
    • Einfluss von Isofluran und Sevofluran auf Lernen und Gedächtnis
    • Isofluran und POCD (Postoperative kognitive Defizite)
    • Acetylcholin und Anästhesie: Cholinerg erregbare Interneuronen als Stellglieder GABAerger Modulatoren (Kollaboration mit Prof. Antkowiak(link is external), Tübingen)
  • Xenon:
    • Wechselwirkung von Xenon mit der synaptischen Transmission und synaptischer Plastizität in unterschiedlichen Hirnregionen
    • Wie beeinflusst Xenon thalamokortikale Schaltkreise: Elektrophysiologische Untersuchungen und Darstellung mit bildgebenden Verfahren (VSDI)
    • Können für Xenon – im Vergleich zu Sevofluran und Propofol – in vitro positive Eigenschaften in Bezug auf Lernen und Gedächtnis nachgewiesen werden? Dazu wird die Langzeitpotenzierung in Hippocampusschnitten der Maus unter physiologischen und pathologischen Bedingungen, wie durch Zugabe des synaptotoxischen Aß, untersucht.
    • Welche Auswirkungen hat Xenon, im Vergleich mit den volatilen Anästhetika, auf die Synapseneliminierung.

Neuroprotektion:

  • Modulation von GABAA Rezeptor Untereinheiten durch Neurosteroide und Anästhetika: Identifizierung der molekularen Bindungsstellen entscheidend für Neuroprotektion (Kollaboration mit Prof. Antkowiak(link is external), Tübingen)

Morbus Alzheimer:

  • Einfluss von niedrig dosierten Glutamat-Rezeptor-Antagonisten auf die Toxizität von ß-Amyloid: in vivo und in vitro Experimente zu Lernen und Gedächtnis
  • Wechselwirkung von Aggregationshemmern mit ß-Amyloid: in vitro  und in vivo Experimente in hippokampalen Hirnschnitten (Kollaboration mit Dr. Parsons, Merz Pharmaceuticals)
  • Wechselwirkung von IAPP (Inselzellen Amyloid Polypeptit)-Analoga mit ß-Amyloid: in vitro Experimente in hippokampalen Hirnschnitten (Kollaboration mit Prof. Dr. A. Kapurniotu, TUM)
  • Einfluss des nitrosilierten Aß auf die Langzeit-Potenzierung (Kollaboration mit Prof. Dr. Michael Heneka, Bonn)
  • Verbessern Neurosteroide die neurokognitiven Fähigkeiten in unterschiedlichen Krankheitsstadien bei Tieren eines transgenen Mausmodells der Alzheimer'schen Erkrankung? Bedeutung einer TSPO abhängigen Neurosteroidfreisetzung auf Aß-induzierte synaptotoxische Wirkung - Fokussierung auf Prozesse relevant für Lernen und Gedächtnis.
  • Kann das Narkosegas Xenon als schwacher NMDA-Rezeptor-Antagonist die Toxizität verschiedener Aß-Spezies in vitro abschwächen bzw. aufheben? Dieser Fragestellung wird über die Untersuchung hippokampaler Langzeit-Potenzierung bei der Maus nachgegangen.

Anxiolyse:

  • Pharmakologische Untersuchungen zur Substanz XBD173, ein Aktivator des Translokatorproteins (TSPO 18kD)
  • Ist die Substanz XBD173 eine Alternative zu Benzodiazepinen? Vergleichende Untersuchung von XBD173 und Diazepam auf Anxiolyse, Lernverhalten und Gedächtnis bei jungen und alten Ratten (Kollaboration mit Prof. Dr. Rupprecht, Regensburg).

Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern:

Anxiolyse und Neuroprotektion durch TSPO Aktivierung und Neurosteroidfreisetzung:

  • Rainer Rupprecht, Prof. Dr. med., Chefarzt, Bezirksklinikum Regensburg, Universitätsstraße 84, 93053 Regensburg
  • Christian Wetzel, Prof. Dr. rer. nat., Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie, Regensburg, Universitätsstraße 84, 93053 Regensburg

Therapeutische Ansätze zum Pathomechanismus des ß-Amyloid Proteins:

  • Chris G. Parsons, Dr., Head: In Vitro Pharmacology, Preclinical Research & Development, Merz Pharmaceuticals GmbH, Eckenheimer Landstraße 100, 60318  Frankfurt am Main

Wirkung verschiedener Aß-Spezies auf synaptische Plastizität:

  • Michael Heneka, Prof. Dr. med, Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Neurologie Klinische Neurowissenschaften, Sigmund-Freud-Straße 2553127 Bonn

Neurogeneration

  • Jochen Herms, Prof. Dr. med., Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Feodor-Lynen Str. 17, 81377 München
  • Stephan Lichtenthaler, Prof. Dr., Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Feodor-Lynen-Str. 17, 81377 München
  • Peter Noakes, Prof. Dr., School of Biomedical Sciences, University of Queensland, Australia

GABA(A)-Rezeptoren und Neuroprotektion:

Inselzellen Amyloid Polypeptid:

  • Aphrodite. Kapurniotu, Prof. Dr. rer. nat., Technische Universität München, Emil-Erlenmeyer-Forum 5, 85354 Freising-Weihenstephan


Ausgewählte Literatur:

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Rupprecht, R., Rammes, G., Eser, D., Baghai, T. C., Schule, C., Nothdurfter, C., Troxler, T., Gentsch, C., Kalkman, H. O., Chaperon, F., Uzunov, V., McAllister, K. H., Bertaina-Anglade, V., La Rochelle, C. D., Tuerck, D., Floesser, A., Kiese, B., Schumacher, M., Landgraf, R., Holsboer, F., Kucher, K., 2009. Translocator protein (18 kD) as target for anxiolytics without benzodiazepine-like side effects. Science 325, 490-493.

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