Erste automatisierte Telenarkose

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Erste automatisierte Telenarkose – weltweit – zwischen den Kliniken für Anaesthesiologie der Technischen Universität München und der Friedrich-Alexander Universität Erlangen:
Wissenschaftlern der Kliniken für Anaesthesiologie der Technischen Universität München (Direktor: Prof. Dr. E. Kochs) und der Friedrich-Alexander Universität Erlangen (Direktor: Prof. Dr. J Schüttler) ist es weltweit erstmals gelungen, über eine große räumliche Distanz, nämlich aus einer Klinik in einer anderen Stadt, eine Narkose für einen chirurgischen Eingriff zu kontrollieren und aufrechtzuerhalten.
Durchgeführt wurde die Narkose bei einen großen Baucheingriff im Klinikum rechts der Isar. Dort wurden die Hirnströme des 47-jährigen Patienten abgeleitet und zeitgleich über ein schnelles digitales Netz (Forschungsnetz) in die Klinik für Anaesthesiologie der Universität Erlangen geschickt. Hier wurden die Daten per Computer ausgewertet. Anhand eines speziell entwickelten Verfahrens wurde in Erlangen der akute Narkosemittelbedarf für den Patienten in München fortlaufend aktualisiert und Dosierungsanweisungen für die Narkosemittelpumpe im Klinikum rechts der Isar erstellt. Die Ansteuerung der Pumpe erfolgte von Erlangen aus automatisch über die bestehende digitale Verbindung. Der Zeitverzug durch die Übertragung, Auswertung des EEG und Ansteuerung der Infusionspumpe in München liegt im Millisekundenbereich und ist für die klinische Anwendung zu vernachlässigen.
Die Sicherheit der Narkose wurde vor Ort durch einen Anaesthesisten fortlaufend überwacht. Er hatte jederzeit die Möglichkeit in die Narkosesteuerung einzugreifen. Dieser musste jedoch zu keinem Zeitpunkt in die Narkosesteuerung einzugreifen, Narkose und Operation verliefen völlig komplikationslos. Die in dieser Form bisher erstmalig durchgeführte Narkose wurde im Vorfeld ausführlich mit dem Patienten besprochen.
Für die außenstehenden Beobachter war die Durchführung der Anästhesie nicht von einer „normalen“ Narkose zu unterscheiden.
Dieser Test belegt die prinzipielle Machbarkeit derartig hochkomplexer medizinischer Steuerungsvorgänge und die online Datensicherheit über weite Entfernungen. Eine routinemäßige klinische Anwendung ist zur Zeit noch nicht geplant.
Hiermit sind die Wissenscchaftler perspektivisch möglichen Anwendungen bei Raumschiffbesatzungen oder für Notfälle auf hoher See einen Schritt näher gekommen, wofür natürlich noch viele weitere Tests durchgeführt und technische Voraussetzungen geschaffen werden müssten.